17 junge Europäerinnen und Europäer entwickelten in 10-tägiger Teamarbeit im „Labor Europa Osnabrück“ eine Ausstellung zum Thema Krieg und Frieden in Europa auf sehr persönliche Weise. Angeleitet wurden Sie dabei von Dr. Thorsten Heese vom Museumsquartier sowie Dr. Michael Gander und Tanja Vaitulevich von den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht. Das Gemeinschaftsprojekt ging der Frage nach, in wie weit die Geschichte von Krieg und Frieden in Europa das europäische Miteinander in Gegenwart und Zukunft prägt.
Ausgangspunkt der Ausstellung waren historische Objekte, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops aus ihren Ländern mit nach Osnabrück gebracht hatten, um damit gemeinsam europäischen Geschichte(n) zu erzählen. Und diese Geschichten haben sehr persönliche Hintergründe. Da ist Liza aus Georgien, deren silberner Löffel ihrer Familie im militärischen Konflikt um Abchasien 1992/93 das Leben rettete. Yurii aus der Ukraine veranschaulicht mit zwei Stücken Kohle die Gegenwart seines vom Bürgerkrieg zerrissenen Landes – ein Stück stammt aus dem Westen der Ukraine, das andere aus dem Osten.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine in der Mitte geteilte Vitrine. Die eine Seite füllt eine Soldatenuniform. Sie gehörte dem Ururgroßvater der Kölnerin Sophia-Diana, der einst im Ersten Weltkrieg für das deutsche Kaiserreich kämpfte. Auf der anderen Seite liegt dagegen nur ein Kleiderbügel – Symbol der Abwesenheit (absence) und Platzhalter für die vielen Soldaten aller Kriege, die nicht nach Hause zurückgekehrt sind.
Ein weiteres narratives Element in der Ausstellung sind Zeichnungen des italienischen Künstlers Guglielmo Manenti, der ebenfalls zum Workshop eingeladen wurde. Manenti gelang es, die mitgebrachten Geschichten in eindrückliche Graphic Novels zu übertragen. So entsteht beim Ausstellungsrundgang ein Wechselspiel zwischen den Originalobjekten und Manentis bildhaften Interpretationen.
Den jungen Europäerinnen und Europäern war es wichtig, keine reine Faktenausstellung zu entwerfen, sondern mit bestimmten Effekten das Thema auch sinnlich erfahrbar zu machen. So entschied sich die Gruppe, als Symbol für den Lebenskreislauf und die Vergänglichkeit Herbstlaub auf den Fußboden des Ausstellungsraumes zu streuen. Beim Schreiten durch die Ausstellung werden auf dem Boden Linien freigelegt, die die unterschiedlichen Vitrinen miteinander verbinden. So werden die „Ungehörten Spuren“ durch das Publikum der Ausstellung selbst sprichwörtlich ‚freigelegt‘.
Bevor die Ausstellung in der Kulturnacht offiziell öffnete, hatten die Teilnehmenden die besondere Gelegenheit, ihre Ideen dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, zu erläutern. Der zeigte sich von dem Ergebnis der Ausstellung wie von den einzelnen Geschichten sichtlich beeindruckt und brachte spontan persönliche Erfahrungen seiner Familie im Zweiten Weltkrieg ins Gespräch ein. Pöttering ist Initiator des Hauses der europäischen Geschichte in Brüssel und zeigte sich daher sehr erfreut, dass zwischen den beiden Museen in Brüssel und Osnabrück über das europäische Projekt eine enge Kooperation entstanden ist: Wenn das Museumsquartier die Ausstellung in Osnabrück schließt, wechselt sie für weitere vier Wochen nach Brüssel. Die dortige Eröffnung ist für den 18. September geplant.
Wegen Umbau geöffnet
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