Hauptpreis: Birgit Kannengießer
Die Jury vergibt den Hauptpreis an die 1964 in Osnabrück geborene Künstlerin Birgit Kannengießer. Ihre Serie „Depot III-V“ aus den Jahren 2016-2018 entstand als Monotypie in Mischtechnik auf Leinwand.
Auf zart und leicht wirkende Art und Weise wurden teilweise großformatige Bilder gestaltet, die vor allem rasterhaft gezeichnete Linien in Korrespondenz mit bunten Farbfeldern dominieren. Die Linien legen sich wie eine All Over Struktur über die Leinwand und scheinen sich über ihre Ränder hinaus fortzusetzen. In der Mitte fixiert ein Gitter aus bunten teilweise pastellfarbigen viereckigen Farbfeldern unseren Blick – einige von ihnen wirken wie durch dieses Raster gefallen und bewegen sich in Richtung des unteren Bildrandes. Nicht die Räume, in denen wir uns bewegen, sind hier beschrieben, sondern über den Titel der Werke, der „Depot“ lautet, wird deutlich, dass es sich hier um nicht öffentliche Räume handelt, zu denen nicht jeder Mensch Zutritt hat. In Depots werden sowohl Kunstwerke gelagert als auch Waren, die dem Konsum dienen. Angesichts einer Überproduktion an Konsumwaren ist es hingegen nicht möglich, alle zu lagern. Insofern scheint Konsumkritik auf künstlerische Art und Weise formuliert, denn die durchgefallenen Waren produzieren Müll.
Birgit Kannengießer gelingt es, auf zeitgemäß vorsichtige und zarte Art und Weise einen Zustand unserer Welt vor dem Hintergrund des heutigen von Konsum gelenkten Systems zu reflektieren. Gleichzeitig vermitteln ihre Bilder unsere heutige Welt auch als System aus klaren eindeutigen Linien, innerhalb derer zwar versucht wird, einen festen Platz zu erhalten, trotzdem besteht die Gefahr, durch dieses Raster zu fallen und zu scheitern.
Birgit Kannengießer wurde 1964 in Osnabrück geboren und absolvierte ihr Studium im Fach Grafik Design an der Fachhochschule in Hildesheim/Holzminden. Sie präsentierte ihre künstlerische Arbeit unter anderem in der Städtischen Kunstsammlung Schloss Salder in Salzgitter, im Kunstverein Osterholz, im Meppener Kunstkreis und in der Kunsthalle Wilhelmshaven.
Förderpreis: Fritjof Mangerich
Die Jury vergibt den Förderpreis an den 1990 in Mettingen geborenen Künstler Fritjof Mangerich. Seine künstlerische Arbeit mit dem Titel „Eine andere Stimme“ aus dem Jahr 2016 wurde gefertigt in den Techniken Videofilm, Skulptur und Fotografie und ist als Videoinstallation gestaltet.
Aus einem eigentlich leerstehenden Haus, das einen Film dominiert, sind Geräusche unterschiedlicher Klangwellen zu hören wie beispielsweise ein Händeklatschen - hingegen ist kein Mensch zu sehen. Es wirkt so, als ob Geräusche des inneren nach außen gekehrt wurden. In Korrespondenz mit einem Modell des leerstehenden Hauses und Fotografien, die zeigen, dass in deren Fensteröffnungen membranartige Trichter eingebaut wurden, die die Geräusche nach außen vermitteln, wird der Inhalt des Films deutlich. Das Werk trägt den Titel „Eine andere Stimme.“
In der heutigen Zeit einer globalen Veränderung vor allem des Raums wirkt das Werk wie eine Metapher für eine Reaktion auf diesen Wandel. Auf poetisch abstrakte Art und Weise regt das Werk zum Nachdenken an über unseren derzeitigen Umgang mit Raum und fragt danach, ob es vielleicht sinnvoll ist, das mal „eine andere Stimme“ spricht. Nämlich die Stimme, die mehr abwesend als anwesend ist und sich gewissermaßen ex negativo äußert.
Fritjof Mangerich versteht es, durch geschickten Einsatz verschiedenster Medien und künstlerischer Techniken, etwas eigentlich Immaterielles wie den „Klang eines leeren Hauses“ erfahrbar zu machen und schafft eine suggestive Installation über die Abwesenheit von Menschen inmitten ihres Refugiums.
Fritjof Mangerich wurde 1990 in Mettingen geboren und absolvierte sein Studium der freien Kunst bei dem Professor für Klangkunst Ulrich Eller und dem Bildhauer Bogomir Ecker an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, das er erst im letzten Jahr als Meisterschüler abschloss. Er präsentierte seine künstlerische Arbeit unter anderem im Westwendischen Kunstverein in Gartow im Landkreis Lüchow-Dannenberg und im A.P.A. Art Space in Jakarta in Indonesien, wo er auch ein Jahr studierte.
Die Jury
Frau Behm, Direktorin der Kunsthalle Lingen,
Frau Dr. Hamm, Vorsitzende des Vorstands des Museums- und Kunstvereins Osnabrück,
Herr Prof. Dr. Herzogenrath, Direktor der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste in Berlin
Frau Barbara Kaesbohrer, Professorin für zeitbasierte Kunst an der Universität Osnabrück
Herrn Nils -Arne Kässens, Direktor des Museumsquartiers Osnabrück
Der Kunstpreis Osnabrück für regionale Kunst wurde vom Museums- und Kunstverein Osnabrück e. V. (MuK) eingerichtet und wird maßgeblich von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur gefördert.
Fotos:
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Birgit Kannengießer
Depot V, 2018
Monotypie/Mischtechnik auf Leinwand
160 x 125 cm
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Fritjof Mangerich
Eine andere Stimme (Video), 2016
Videoprojektion mit Sound HD, H.264, AAC, 3Min 30Sek
Maße variabel
Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V.
c/o Felix-Nussbaum-Haus
Lotter Straße 2
49078 Osnabrück
Tel. 0541|600-34 20
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