Blick in das Atelier von Friedrich Einhoff
Der Mensch ist ein Rätsel. Unzählige Male am Tag blickt man Personen ins Gesicht und kann doch nicht erkennen, was in Ihnen vorgeht. Jeden Tag begibt der Mensch sich in Rollen, maskiert sein Wesen.
Friedrich Einhoff (1936 – 2018) untersuchte in Gemälden und Zeichnungen zeitlebens die menschliche Figur. Sein Werk blieb dabei in ständiger Bewegung: zwischen Malerei und Zeichnung, zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Werden und Vergehen. Als Künstler stellte er sich die Frage, „wo eine neue Figur entwickelt wird, die anderes transportiert als eine Abbildung einer ganz bestimmten Person.“ Nicht die porträthafte Wiedergabe interessierte ihn, sondern das Erfassen der menschlichen Befindlichkeit in unserer Gesellschaft. Das Abbildhafte überwand Einhoff mit Mitteln der Verfremdung: gebrochene Linien, aufgelöste Konturen, ineinanderfließende Flächen, auch mit Materialien wie Erde oder formalen Mitteln wie Isolation oder Reduktion. Nach der Auflösung des äußeren Erscheinungsbildes des Menschen, treten in den Werken Zweifel, Offenheit und Verletzlichkeit menschlicher Existenz an die Oberfläche. Gleich einem sozialen Gebilde nimmt der Körper in Einhoffs Kunst Spuren, Erfahrungen und Verletzungen in sich auf.
In seiner Kindheit war es die existentielle Erfahrung von Gewalt, die seine Erinnerungen prägte. Seine Kinderaugen bezeugten eine Welt kriegsversehrter Körper und verwundeter Seelen. Die menschenverachtende Massenvernichtung im Nationalsozialismus war Realität, der sich nicht nur das Nachkriegsdeutschland zu stellen hatte. In einer Zeit, in der viele Künstler und Künstlerinnen sich der abstrakten Kunst zuwendeten, hielt Friedrich Einhoff konsequent an der Figur fest und fand Anregungen unter anderem bei Francis Bacon, Jean Dubuffet und Francisco de Goya wie auch bei Paula Modersohn-Becker oder Maria Lassnig.
Eine Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle.
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