In seinem Kunstprojekt für das Felix-Nussbaum-Haus und die Gedenkstätte Augustaschacht, das vom 11. Oktober bis 28. Februar gezeigt wird, reagiert Grigory Berstein auf die spezifischen Gegebenheiten der verschiedenen Orte und entwirft singuläre Kunstinstallationen. In seiner Auseinandersetzung mit der Erinnerung an unterschiedliche Schicksale unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft verwendet Berstein Spuren und Hinterlassenschaften, um Verdrängtes und Vergessenes neu erlebbar zu machen.
Die Installationen im Felix-Nussbaum-Haus basieren auf der intensiven Auseinandersetzung Bersteins mit Leben und Werk Felix Nussbaums. In der kontrastreichen Inszenierung reagiert der Künstler unmittelbar auf die expressive Architektur Daniel Libeskinds und schafft ein eindrückliches Bild der Isolation, die die letzten Jahre Felix Nussbaums in Brüssel prägten. Berstein inszeniert einen lichtdurchfluteten Bilderkosmos, der eine spannungsreiche Verdichtung von Motiven aus dem Werk des Malers zeigt – von den Anfängen einer glücklichen Jugend bis zum Ende des tragischen Schicksals, der Deportation nach Auschwitz.
Im Kontrast zur Installation im Nussbaum-Gang überrascht in einem kleinen Nebenraum die Installation „Bonjour Monsieur Magritte“ mit Traumbildern, die von einer fiktiven Begegnung zwischen Felix Nussbaum und dem großen belgischen Surrealisten René Magritte erzählen. Beide lebten um 1940 in Brüssel, eine persönliche Begegnung war ihnen aufgrund der grausamen Zeitumstände jedoch unmöglich. Das assoziative Spiel der surreal anmutenden Inszenierung eröffnet dem Besucher neue Facetten der Annäherung an den Künstler Felix Nussbaum. Die fiktive Begegnung der beiden Künstlerpersönlichkeiten Nussbaum und Magritte lädt ein, auch das Werk der beiden Künstler zusammen zu bringen. Das Felix-Nussbaum-Haus präsentiert aus diesem Anlass ein Werk von René Magritte im Dialog mit den Werken Nussbaums aus der eigenen Sammlung. In Verbindung mit der Installation und den Gemälden Bersteins entsteht ein imaginäres, fast traumhaftes Zusammentreffen der Werke dreier Künstler.
In der Gedenkstätte Augustaschacht präsentiert Grigory Berstein weitere Arbeiten zum Thema Erinnerung. In dem Waldgebiet in Hasbergen bei Osnabrück errichtete die Gestapo Osnabrück 1944 das Arbeitserziehungslager Ohrbeck als Straflager, in dem sich heute die Gedenkstätte Augustaschacht befindet. Hier waren mehr als 2000 Männer aus 17 Ländern inhaftiert. Eine Holztreppe und eine Waschstelle sind zwei verbliebene authentische Zeugnisse, die an das Leid der Männer und Jugendlichen erinnern. In den Klanginstallationen „Steps“ und „Tears“ arbeitet Grigory Berstein mit den Gegebenheiten des Ortes und gibt den Opfern eine Stimme. In der Gedenkstätte Augustaschacht wird außerdem die Installation „Backwards Forwards“ gezeigt, in der sich Grigory Berstein mit den Mechanismen des Verdrängens beschäftigt. Thema der Arbeit ist das Erinnern - das Ergründen und Ertasten der traumatischen Spuren, die der Holocaust im Bewusstsein der Nachgeborenen hinterlassen hat. Grigory Berstein wurde 1948 in Moskau geboren, wo er zunächst Buch-illustration studierte und für mehrere Verlage arbeitete. Seit 1991 lebt und arbeitet Grigory Berstein in Köln. Heute zeigt er seine Arbeiten in Deutschland, Russland, Frankreich und den USA. Die Ausstellung „Beyond Sight“ ist eine Kooperation zwischen dem Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück und der Gedenkstätte Augustaschacht. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Anne Sibylle Schwetter, Kuratorin am Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück.
Gedenkstätte Augustaschacht
Zur Hüggelschlucht 4
49205 Hasbergen
Telefon: 05405 8959270
info@augustaschacht.de
www.gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de
Öffnungszeiten:
Februar bis Oktober:
Montag bis Freitag 14 bis 17 Uhr
Sonntag 11 bis 17 Uhr
November bis Januar:
Montag bis Freitag 14 bis 17 Uhr
Sonntag 13 bis 16 Uhr