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6. Europa zu Füßen des Goldarbeiters Dannenberg

Wanderbuch - Seite 1

Im April 1837 ließ sich der Goldarbeiter Johann Gottfried Dannenberg von der Polizei-Direktion Osnabrück dieses Wanderbuch ausstellen. Es diente seiner Legitimation und ersetzte den gewöhnlichen Pass. Das Buch ermöglichte es dem Inhaber, auf der Suche nach Arbeit von Stadt zu Stadt zu ziehen. Allerdings musste er dafür bestimmte Auflagen erfüllen. An jedem Ort, an dem der Arbeiter sich länger als zwei Tage aufhielt, war er verpflichtet sich bei den Behörden zu melden und sein Wanderbuch zur Kontrolle vorzuzeigen. Das Buch erhielt dann einen kurzen Eintrag und einen Stempel der Behörde. Ein Aufenthalt über zwei Tage hinaus war ihm verboten, sofern er vor Ort keine Arbeit finden konnte. Das Wanderbuch untersagt ausdrücklich unter Androhung von "Gefängniß-Strafe" das Betteln und das "zwecklose Umherziehen". Auch jede Veränderung am Buch durch den Inhaber, etwa Rasuren oder Ausstreichungen, wurde als Fälschung unter Strafe gestellt.

Um den Behörden eine eindeutige Identifizierung des Inhabers zu ermöglichen, enthält das Wanderbuch ausführliche Angaben über sein Erscheinungsbild. Passfotos existieren 1837 noch nicht; die Fotografie wird gerade erst erfunden. Statur und Merkmale des Gesichts werden daher genau aufgeführt. Johann Gottfried Dannenberg ist "5 Fuß 7,5 Zoll" groß, von mittlerer Statur und hat graue Augen. Haare, Bart und Augenbrauen sind blond. Sein Gesicht ist oval, die Stirn rund, die Nase "stark", der Mund "mittelmäßig". Als besonderes Kennzeichen wird vermerkt, er habe "auf de(m) rechten Zeigefinger eine Narbe". Unter diesem "Signalement" hat Dannenberg in "Sonntagsschrift" fein säuberlich und leserlich unterschrieben.

Das Wanderbuch des Johann Gottfried Dannenberg erzählt die Geschichte einer langen Reise. Der zwanzigjährige Dannenberg, Sohn eines Tischlers, stammte gebürtig aus Amsterdam und hatte seit einiger Zeit in Osnabrück gelebt. Er hatte bei einem Osnabrücker Goldarbeiter gearbeitet; mit "gutem Betragen", wie das Wanderbuch vermerkt. Wahrscheinlich hatte er sich hier zum Goldschmiedegesellen ausbilden lassen.

Nun ging er auf Wanderschaft, um in anderen Städten eine Beschäftigung zu suchen. Im Handwerk entsprach es der Tradition, im Anschluss an die Lehrzeit über mehrere Jahre in die Fremde zu ziehen und hier und da eine Arbeit anzunehmen. Gerade Kunsthandwerksgesellen legten meist sehr weite Strecken zurück und begaben sich oft auch ins Ausland. Die Wanderjahre dienten dazu, neue Arbeitstechniken in ihrem Handwerk kennen zu lernen und generell Lebenserfahrung zu sammeln. Es ist denkbar, dass Dannenberg plante, in seinem Handwerk eine Meisterprüfung abzulegen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt die Walz als Voraussetzung für die Zulassung zu dieser Prüfung. Vielleicht hoffte er auf besseren Lohn, vielleicht war es aber auch die Abenteuerlust, die ihn dazu brachte Osnabrück zu verlassen.

Sein Weg führte ihn zunächst in Richtung Hannover und von dort weiter nach Osten. Über Halberstadt und Leipzig kam Dannenberg nach Dresden, wo er sich im Juni 1838 aufhielt. Nach kurzen Aufenthalten in anderen sächsischen Städten kehrte er im September nach Dresden zurück, um von dort aus nach Prag zu wandern. Weiter führte ihn seine Reise nach Wien, wo er sich vermutlich etwa ein Jahr aufhielt, bevor es 1840 weiter über Linz und Salzburg nach Innsbruck ging. Bis in die Schweiz nach Zürich und Bern kam der Goldarbeiter Dannenberg. 1840 bis 1845 arbeitete und lebte er in Bern.

Im April 1845 erhielt sein Wanderbuch hier den Eintrag: "Inhaber arbeitete seit letztem Visa zur besten Zufriedenheit dahier und geht nach Hause über Straßburg". Darauf folgt ein Eintrag durch die französische Botschaft in der Schweiz vom 17. April 1845, der die Erlaubnis zur Einreise nach Frankreich erteilt. Der letzte Eintrag in Dannenbergs Wanderbuch wurde in Kehl gemacht, er genehmigt die Weiterreise nach Mannheim am 23. April 1845.

Was von da an aus Johann Gottfried Dannenberg wurde, erzählt das Wanderbuch nicht mehr. Es ist allerdings bekannt, dass Johann Gottfried Dannenberg aus Amsterdam am 5. Juli 1849 in Bentheim Margarethe Catharina Leverkinck heiratete, die Tochter eines Bäckers und Senators der Stadt. Dannenberg starb am 22. März 1869 in Bentheim. So hat der wandernde Goldschmiedegeselle letztendlich in der Nähe von Osnabrück eine Heimat gefunden und Wurzeln geschlagen.


Steckbrief

Titel: Wanderbuch des Johann Gottfried Dannenberg
KünstlerIn/HerstellerIn: Königliche Polizeidirektion der Stadt Osnabrück
Material/Technik: Papier, Holz, (32 Seiten), handschriftlich geführt
Herstellungsort: Königreich Hannover, Osnabrück
Datierung: 1837 bis 1845
Maße: 16,05 x 10 cm
Aufbewahrungsort: Osnabrück, Kulturgeschichtliches Museum, E 454

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