Plakat zur Ausstellung "Im Ausland zu Hause? Eine Ausstellung zur Geschichte von Migranten am Beispiel Osnabrücks", Osnabrück 1990
Wie muss eine Stadt aussehen, dass hinzuziehende Menschen sie als ihr neues Zuhause empfinden? Ist „Osnabrück – die Friedensstadt“ eine zuwanderungsfreundliche Stadt? Ein Blick in die jüngere Geschichte der Stadt zeigt, dass Menschen und Institutionen zumindest schon seit geraumer Zeit für das Thema „Migration“ empfänglich sind und sich intensiv damit auseinandersetzen.
1990 beschäftigte sich im Rahmen des Europatages eine Ausstellung mit der Geschichte von MigrantInnen am Beispiel der Stadt Osnabrück. Sie wurde vom 20. April bis 18. Mai in der Universität Osnabrück im Foyer des Schlosses gezeigt. Das Kulturamt der Stadt Osnabrück, das Informations- und Beratungszentrum für ausländische Arbeitnehmer (IBZ) der Stadt Osnabrück, der Verein zur pädagogischen Förderung ausländischer Kinder (VPAK) sowie der Ausländerbeirat waren damals die gemeinsamen Veranstalter der Ausstellung.
Der gewählte Titel der Ausstellung „Im Ausland zu Hause?“ verweist auf die Frage, die die betroffenen Menschen dabei besonders berührt: Wie genau verhält es sich mit dem Gefühl von Fremde und Heimat, wenn man sich auf den Weg macht in eine neue Umgebung? Wo ist das Zuhause? Ist es noch im Herkunftsland oder schon am neuen Lebensmittelpunkt? Oder liegt es irgendwo dazwischen? Die Ausstellung sensibilisierte bewusst dafür, dass das Thema „Ausländer“ mit Menschen und nicht mit einer abstrakten Größe zu tun hat. Und das in einer Zeit, als das gesellschaftspolitische Klima so überhitzte, dass es in mehreren Bundesländern zu brutalen Übergriffen auf ausländische MitbürgerInnen kam, die nicht zuletzt durch die mediale Berichterstattung Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden sind.
Dazu gehören die ausländerfeindlichen Exzesse vom 17. und 23. September 1991 in Hoyerswerda (Sachsen). Im August 1992 sorgten die Ausschreitungen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) für Aufsehen. Der Brandanschlag in der Nacht auf den 23. November 1992 im schleswig-holsteinischen Mölln führte zu drei Toten und mehreren Schwerverletzten. Bei dem Brandanschlag in Solingen (NRW) vom 29. Mai 1993 kamen fünf Menschen ums Leben. Die Fanale von Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen stehen als besonders abschreckende Beispiele stellvertretend für eine Vielzahl „alltäglicher“ Übergriffe, die aus einer allgemeinen, latenten oder mehr oder weniger offen gezeigten Ausländerfeindlichkeit im bundesrepublikanischen Alltag herrühren. An dieser versuchen solche Projekte wie die Osnabrücker Migrationsausstellung anzusetzen, um durch Aufklärung und das Stärken von Verständnis das gesellschaftlich aufgeheizte Klima zu entschärfen.
Bezeichnend ist daher nicht zuletzt auch der Ort der Ausstellung: die Universität Osnabrück. Dort entstand bereits im Juni 1989 der „Arbeitskreis Migrationsforschung und Interkulturelle Studien“, aus dem im Juni 1991 durch Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur das „Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien“ (IMIS) hervorging. An der interdisziplinären und interfakultativen Forschungsstätte versuchen seitdem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, Ursachen, Verläufe und Folgen von Wanderungsbewegungen zu analysieren und daraus Folgerungen für gegenwärtige und künftige Entwicklungen abzuleiten. Wissen schafft das Potenzial für Aufklärung.
Titel: Plakat zur Ausstellung „Im Ausland zu Hause? Eine Ausstellung zur Geschichte von Migranten am Beispiel Osnabrücks“
Material/Technik: Offsetdruck
Herstellungsort: Osnabrück
Datierung: 1990
Maße: 61 x 42,5 cm
Bemerkungen: Universität Osnabrück, Schloss, Foyer, 20.4.-18.5.1990, Mo-Fr 8-22 Uhr
Aufbewahrungsort: Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück: A 5642
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