Die Osnabrücker Sammlung von Gemälden und Grafiken Friedrich Vordemberge-Gildewarts (v-g) wird erstmals mit Grafiken konkreter Kunst von Max Bill, Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Erich Buchholz im v-g-Raum des Felix-Nussbaum-Hauses gezeigt.
Die Künstler gehören wie v-g zu frühesten Vertretern der konkreten Kunst. Die Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus lenkt mit einer Auswahl von Serigrafien aus den 1970er Jahren den Blick auf die Weiterentwicklung des Konstruktivismus der Vorkriegszeit zur Konkreten Kunst. Ausgehend von den konstruktivistischen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts begannen Künstler in ganz Europa, die Kunst durch eine einfache Formen- und Farbensprache zu erneuern. Sie nutzen die Mathematik als Fundus für neue Kompositionen und Konstruktionen und bauten Bildräume mit geometrischen Formen, Flächen und Linien.
Die Konkreten Künstler entwickeln mit dem Formeninventar der Konstruktivisten ein neues Konzept. Die farbgewaltigen, quadratischen Kompositionen von Bill, Lohse und Graeser mit Titeln wie „Dislokationen“ oder „4 x 4 Bewegungen um eine Achse“ spielen mit Farbe, Raum, Licht und Bewegung als grundlegende Gestaltungsmittel der konkreten Kunst. Bisweilen noch mit konstruktivistischen Elementen entstehen neue Kompositionen. Diese stellen nicht mehr bloß das individuelle Empfinden des Künstlers dar: Sie werden anonym, indem sie seriell produzierbar und mathematisch objektiv sind. Die Farbe wird Fläche und die Fläche Farbe, die Linie verschwindet zuweilen. Die Kunst abstrahiert nicht mehr, die Formen und Linien konstruieren nicht mehr.
Ein erster Sammelpunkt für konkrete Kunst ist Zürich, wo sich um Max Bill in den 1930er Jahren eine kleine Gruppe von Künstlern in der Zürcher Schule der Konkreten zusammenfindet, unter ihnen auch Richard Paul Lohse und Camille Graeser. Mit Max Bill verbindet sich die Biografie v-gs der Nachkriegszeit: Als Direktor der Hochschule für Gestaltung in Ulm beruft Max Bill 1954 v-g als Leiter der Abteilung für visuelle Kommunikation.
Die Präsentation der Werke Vordemberge-Gildewarts aus der Osnabrücker Sammlung zeigt nicht nur die Werkentwicklung des Künstlers von den 1920er bis in die 1950er Jahre. Zusammen mit der Auswahl der Schätze der konkreten Kunst wird die künstlerische Leistung v-gs als international bedeutender Vertreter der konkreten Kunst eindrucksvoll verdeutlicht.
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